Miscanthus-Züchtung

Dr. Martin Deuter
TINPLANT
Biotechnik und Pflanzenvermehrung GmbH
Magdeburger Str. 33
D-39164 Klein Wanzleben

 

Inhalt:
  1. Miscanthus - eine kurze Beschreibung
  2. Systematik und Verbreitung
  3. Abstammung von Miscanthus x giganteus „Aksel Olsen
  4. Chromosomen bei Miscanthus
  5. Samenqualität
  6. Inkompatibilität
  7. Hybridisierung
  8. Sortengruppen
  9. Mehrklonsorte "Amuri"
Züchtungsarbeit

1) Miscanthus - eine kurze Beschreibung

Miscanthus ist ein perennierendes C4-Gras. Es bildet dichte bis lockere Horste, wobei einige Formen durch weitläufig kriechende Rhizomstrukturen in kurzer Zeit große Flächenareale einnehmen können. Diese Eigenschaft ist von Vorteil für die Bepflanzung erosionsgefährdeter Hänge und Trockenflächen. Genotypen tropischer und subtropischer Arten erreichen in der feuchtwarmen Klimazone Südostasiens Wuchshöhen von 5 m und darüber. Die Halme sind standfest und werden bis zu 2 cm stark. Daraus resultiert ein hohes Ertragspotential unter geeigneten Bedingungen. Auf Grund des vergleichsweise hohen Gehaltes an Lignin und Zellulose ergeben sich vielfältige Verwertungsmöglichkeiten für die Biomasse.

Die Blätter sind wechselseitig am Halm angeordnet und zeigen die für C4-Pflanzen charakteristische aufrechte Blattstellung. So wird eine maximale Aufnahme des in den Bestand einfallenden Lichtes erreicht. Blattmorphologische und blattanatomische Merkmale sind wichtige Befunde zur Diagnose der systematischen Zugehörigkeit von Arten und Hybriden. Lee (1964*) unterscheidet anhand der Epidermis der Blattspreite prinzipiell drei Blattypen: den Sinensis-Typ, den Condensatus-Typ und den Floridulus-Typ. Arten mit diesen Blattstrukturen haben Bedeutung als Futterpflanzen für seminatürliches Grasland in Korea, Japan, China und Taiwan.

Als unterirdisches Speicher- und Überwinterungsorgan bilden die Pflanzen ein horizontal wachsendes Rhizom, bei den meisten Arten mit kurzen starken Ästen **). Nur Miscanthus sacchariflorus unterscheidet sich durch sein kriechendes und Ausläufer treibendes Rhizom von den horstbildenden Formen. Das eng mit dem Rhizomaufbau verbundene Wurzelsystem kann in Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Bodens bis in eine Tiefe von 2,5 m vordringen. Das begünstigt die Nährstofferschließung und Wasseraufnahme in unteren Bodenschichten. Die Bedingungen des Anbaustandortes haben einen großen Einfluß auf das Sproß-Rhizom-Verhältnis: je ungünstiger die konkreten Wuchsbedingungen sind, desto mehr wird der Aufbau des Reservesystems gefördert ***).

Der Blütenstand variiert bei der Gattung von einer offenen fächerförmigen Rispe mit langer Achse und vielen Trauben bis hin zu einer kleinen Rispe mit kurzer Achse und wenigen Trauben. Weit geöffnete Rispen begünstigen die Bestäubung und erhöhen den Samenansatz, so die Erfahrung in Klein Wanzleben. Die Ährchen sind gleichgeformt, paarweise angeordnet und sitzen auf ungleich langen Ährchenstielen. Eigenschaften der generativen Organe sind wichtige Unterscheidungsmerkmale der Arten und Varietäten. Sie sind bei Lee (1964*) detailliert beschrieben. Die panicoide Karyopse ist mit einer Länge von 2,2 mm, einer Dicke von 0,9 mm und einem 1000-Samengewicht von 300...950 mg typisch für anemochore Arten - klein und leicht. Schwere Samen führen in der Regel zu Keimlingen mit hohem Frischgewicht (r = 0,87 bei Versuchen in Klein Wanzleben). Welchen Selektionswert diese Korrelation hat, bleibt noch zu prüfen.

Die nachfolgende Abbildung zeigt wesentliche Unterscheidungsmerkmale zwischen den Arten Miscanthus sacchariflorus und Miscanthus sinensis

*) Literatur zu LEE bei GREEF (1996)
**) SCHWARZ, K.-U., GREEF, J.M., SCHNUG, E. 1995: Etablierung und Biomasseproduktion von Miscanthus x giganteus unter verschiedenen Umweltbedingungen. Sonderheft Landbauforschung Völkenrode 155
***) GREEF, J.M. 1996: Etablierung und Ertragsbildung von Miscanthus x giganteus. Cuvillier Verlag, Göttingen

 

Unterscheidungsmerkmale zwischen Miscanthus sacchariflorus und Miscanthus sinensis

 

 

Miscanthuszüchtung