Miscanthuszüchtung
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3) Abstammung von Miscanthus x giganteus „Aksel Olsen“
Miscanthus x giganteus ist ein triploider Artbastard mit 57 Chromosomen, entstanden durch eine in der natürlichen Flora Japans zufällig stattgefundenen Kreuzung zwischen einer tetraploiden Form von Miscanthus sacchariflorus mit 76 Chromomen und einer diploiden Miscanthus sinensis mit 36 Chromosomen*. Ähnliche Bastarde sind später wiederholt in Japan gefunden worden, sowohl in Miscanthus sinensis-Beständen als auch an natürlichen Miscanthus sacchariflorus-Standorten.
Der Entstehungsort
von Miscanthus x giganteus in Japan selbst ist nicht genau bekannt.
Es muss aber in einem Gebiet sein, wo beide Ausgangseltern in Pollenflugweite
beieinander stehen. Vermutlich ist das in einer subtropischen Region in
Mitteljapan.
Die Pflanze ist später
von Yokohama in Japan zu dem dänischen Botaniker Aksel Olsen nach Kolding
in Dänemark gelangt. Durch wen und auf welchem Wege ist derzeit nicht
sicher zu rekonstruieren. Aksel Olsen selbst ist niemals in Japan gewesen.
In der Literatur wird das Jahr
1935 genannt, in dem Aksel Olsen die Pflanze erhalten haben soll. Das
ist aber nicht sicher und auch nicht belegt. Karl Foerster, Potsdam, soll
die Pflanze aus Dänemark bekommen haben und hat sie wegen ihrer imposanten
Erscheinung bereits 1935 per Herbstkatalog als Miscanthus sinensis
‘Giganteus’ in den deutschen Markt eingeführt. In Holland wird Miscanthus
x giganteus bereits 1932 erwähnt. Man kann heute annehmen, dass die
Pflanze bereits Ende der zwanziger Jahre nach Dänemark gelangte.
Anfang der sechziger Jahre
hatte der dänische Landwirt Flemming Junker in Trudsholm den Gedanken,
in Dänemark eine Miscanthus-Produktion für die Zelluloseindustrie
aufzubauen. Die Ausgangspflanzen bekam er von seinem Förster, der diese
aus dem tropischen Garten Aksel Olsen in Kolding hatte. Der erste Miscanthus-Bestand
wurde im Hof Overgaard angelegt, der Flemming Junker von 1938 - 1981 gehörte.
Flemming Junker wollte größere Miscanthus-Flächen in Dänemark anlegen und hatte das Problem der ungenügenden Vermehrbarkeit durch Rhizomteilung. Er richtete sich mit der Bitte an das Institut für Landschaftspflanzen in Hornum, eine Vermehrungsmethode für größere Bestandesetablierungen zu entwickeln. Um dieses und andere Anfangsprobleme zu lösen beschäftigte sich das Institut ab 1983 intensiv mit der Pflanze.
Von Hornum trat Miscanthus x giganteus dann seine Verbreitung als nachwachsende Rohstoffpflanze an. Man kann heute sagen, dass alle Herkünfte von Miscanthus x giganteus direkt vom Klon „Aksel Olsen“ abstammen oder mit diesen sehr eng verwandt sind. Das belegen Isoenzym- und DNA (AFLP)-Untersuchungen**. Die Ausnahme bildet meines Wissens nur der sogenannte „Clone Harvey“, der in den achtziger Jahren von Japan nach England gelangt sein soll. Dieser Klon hat bisher aber keine Verbreitung gefunden.
*) GREEF, J. M. und
DEUTER, M. 1993: Syntaxonomy of Miscanthus x giganteus GREEF et
DEU. Angewandte Botanik 67, 87-90
**) GREEF, J. M., DEUER, M., JUNG, C. und SCHONDELMAIER, J. 1997: Genetic
diversity of European Miscanthus species revealed by AFLP fingerprinting.
Genetic Resources and Crop Evolution 44, 185-195