Miscanthus-Bonitur
Inhalt: Entwicklungsskala und Rhizombonitur
Erstellung einer Entwicklungsskala*
Die bestehende erweiterte BBCH-Skala (vergl. HACK et al., 1992) ist Grundlage für eine Beschreibung der Entwicklungsstadien von Miscanthus. Im folgenden soll nun der allgemeine Aufbau der Skala kurz dargelegt werden:
Der Aufbau der Skala als Dezimalskala, aufgeteilt in Makro- und Mikrostadien, wurde bewußt in Anlehnung an die von ZADOKS et al. (1974) entwickelte Getreideskala gewählt, um größere Umstellungen von dieser allgemein gebräuchlichen und seit langem bewährten Skala zu vermeiden.
Der gesamte Entwicklungszyklus von Miscanthus wurde also mit Ziffern in aufsteigender Reihenfolge von 0 bis 9 in zehn überschaubare und deutlich voneinander abgrenzbare, längere Entwicklungsphasen, die Makrostadien, unterteilt (siehe Tabelle).
Da die Makrostadien nicht nur streng nacheinander, sondern auch parallel verlaufen können (z.B. Blattentwicklung und Bildung von Nebentrieben laufen parallel), ist dann das fortgeschrittenere Entwicklungsstadium zu wählen.
Als kurze charakteristische Entwicklungsschritte wurden die Mikrostadien
definiert, die die jeweiligen Makrostadien nacheinander durchlaufen und
die ebenfalls mit den Ziffern 0 bis 9 versehen sind. Dabei wurde darauf
geachtet, daß die Mikrostadien schlüssig mit entsprechenden
Ordnungszahlen oder Prozentzahlen versehen sind; so kann z.B. die Ziffer
3 bedeuten: 3. Nebentrieb sichtbar oder 30 % der endgültigen Größe
erreicht.
Wird die Skala für die Beurteilung des Entwicklungszustandes eines
Miscanthus- Bestandes eingesetzt, dann sollte die jeweilige Beschreibung
auf mindestens 50 % der Pflanzen zutreffen, um zu allgemein gültigen
Aussagen zu kommen.
*) PUDE, R., 1997: Die Winterfestigkeit von Miscanthus
in der Etablierungsphase. - Diss. Universität Bonn. Beiträge
zu Agrarwissenschaften Bd. 14. ISBN 3-89573-037-8, Verlag M. Wehle,
Witterschlick/Bonn.
Einheitliche Kodierung der phänologischen Entwicklungsstadien von Miscanthus
x giganteus (Erweiterte BBCH-Skala, verändert durch PUDE, 1997)
0
|
Austrieb der Rhizomanlagen |
00 Winter- bzw. Vegetationsruhe | |
01 Beginn des Knospenschwellens der Rhizomanlagen | |
03 Ende des Knospenschwellens der Rhizomanlagen | |
07 Beginn des Knospenaustriebes der Rhizomanlagen | |
08 Entwicklung der Anlagen zu Triebspitzen | |
09 Triebspitzen zeigen sich als rote Spitzen | |
1
|
Bildung von Nebentrieben |
11 Erster Nebentrieb sichtbar | |
12 Zweiter Nebentrieb sichtbar | |
13 Dritter Nebentrieb sichtbar (Stadien fortlaufend bis...) | |
19 Neun oder mehr Nebentriebe sichtbar | |
2
|
Längenwachstum bzw. Schossen des Haupttriebes |
22 Zwei- Knotenstadium | |
23 Drei- Knotenstadium oder 4 Blätter | |
25 Fünf- Knotenstadium oder 6 Blätter | |
27 Sieben- Knotenstadium oder 8 Blätter | |
29 Neun Knoten oder mehr | |
3
|
Gesamtstengelentwicklung (Erntegut) bzw. Entwicklung veg. Vermehrungsorgane (Rhizom) / Rispenschwellen |
30 Entwicklung des Erntegutes (Gesamtstengel) | |
33 Erntegut bzw. veg. Vermehrungsorgane haben 30 % der endgültigen Größe erreicht | |
35 Erntegut bzw. veg. Vermehrungsorgane haben 50 % der endgültigen Größe erreicht | |
37 Erntegut bzw. veg. Vermehrungsorgane haben 70 %
der endgültigen Größe erreicht (Blattscheide des Fahnenblattes beginnt anzuschwellen) |
|
38 Erntegut bzw. veg. Vermehrungsorgane haben ihre endgültige Größe erreicht; Blattscheide des Fahnenblattes geschwollen | |
39 Blattscheide des Fahnenblattes öffnet sich; Rispe leicht sichtbar | |
4
|
Blattentwicklung (Haupttrieb) |
41 Anzahl grüner Blätter je Haupttrieb stagniert | |
45 50% der Blätter sind gelb | |
49 Mehr als 50% der Blätter sind gelb | |
5
|
Erscheinen der Blütenanlage (Hauptsproß) bzw. Rispenschieben |
51 Beginn des Rispenschiebens | |
55 Mitte des Rispenschiebens | |
59 Ende des Rispenschiebens | |
6
|
Blüte (Hauptsproß) |
60 Vereinzelt erste Blüten offen | |
61 Beginn der Blüte: 10% der Blüten offen | |
63 30% der Blüten offen | |
65 Vollblüte: 50% der Blüten offen | |
67 Abgehende Blüte | |
69 Ende der Blüte: Fruchtansatz sichtbar | |
7
|
(Fruchtentwicklung) nicht fertil |
8
|
(Frucht- und Samenreife) |
9
|
Absterben bzw. Eintreten der Vegetationsruhe |
91 Wachstumsvorgänge abgeschlossen (oberirdisch) | |
93 Beginn des Blattfalles | |
95 50% der Blätter abgefallen | |
97 Stengelknicken im oberen Bereich bzw. Stengelabfall | |
98 Ende des Blattfalles und der Stengelverfärbung; oberirdische Teile abgestorben, Pflanze in Winter-/ Vegetationsruhe | |
99 Erntegut/ -reife (Stengel und z.T. Blätter) |
Rhizombonitur*
Die unterirdischen Organe von Miscanthus gliedern sich in den Rhizomkomplex und das Wurzelwerk. Das Rhizom ist ein komplex aufgebautes Speicherorgan. Das Überwinterungsverhalten der Pflanze wird unter anderem durch Assimilateinlagerungen in das Rhizom als Reserveorgan mitbestimmt. Die im folgenden dargestellte Rhizombonitur läßt anhand der Gliederung des Rhizomes in verschieden stark ausgeprägte Generationen und deren Entwicklungsstand einen Schluß auf die unterirdische Organentwicklung zu. Mit diesem Bonitursystem sind anhand der Anzahl der zum Wiederaustrieb befähigten Anlagen des Rhizomes Aussagen zum Auswinterungsverhalten von M. x giganteus möglich.
Das Rhizom wurde in Anlehnung an MIDORIKAWA et al. (1975) und SANGSTER (1985) bonitiert, verändert nach BLIESENER (1994). Da das Rhizomsystem zu verschiedenen Terminen untersucht werden kann, mußte für die qualitative Beschreibung der fortschreitenden Entwicklungsstadien ein konstanter Bezugspunkt als Basis für ein Boniturschema gewählt werden. Diese Basis mußte daher schon bei ganz jungen Pflanzen, ob makro- oder mikrovermehrt, festgelegt werden. So war dies bei den makrovermehrten Pflanzen das Mutterrhizom, welches auch "Generation 0" genannt wurde, bzw. bei den mikrovermehrten Pflanzen im ersten Jahr der Rhizomansatz an der pikierten Pflanze. Die Rhizome verzweigten sich durch meist horizontales Austreiben von Blattknospen zu Seitenrhizomen. Diese von dem als "Generation 0" bezeichneten Rhizomstück ausgehenden Knospen erhielten die Bezeichnung "Generation 1". Sie können als Tochterrhizom verstanden werden und müssen von der "Generation 0", dem Mutterrhizom, solange ernährt werden, bis sie einen assimilationsfähigen Trieb entwickelt haben. Mit assimilierenden Trieben bilden sie dann ihrerseits neue Blattknospen aus, die dann "Generation 2" genannt wurden. Nach diesem Schema erfolgte die Beschreibung des gesamten Rhizomes.
Betrachtet man den gesamten Entwicklungszyklus eines einzelnen Triebes -innerhalb einer Generation- so wird deutlich, daß für die Beschreibung eines Rhizomsystemes die Generationen 0 bis n einer weiteren Unterteilung bedurften. Das Bonitursystem teilt jede Generation noch einmal in insgesamt vier Entwicklungszustände (Kategorien) ein:
-Neuanlage von Rhizomknospen ("Anlagen")
-Rhizomteile in der Entwicklung zwischen "Anlagen" und "Triebspitzen" ("bis 50 %")
-Rhizom mit Triebspitze ("Triebspitzen")
-Rhizom mit grünem Trieb ("mit Trieb")
Die Einteilung in Kategorien orientierte sich dabei an dem Entwicklungsstand des einzelnen Teilstückes.
*) PUDE, R., 1997: Die Winterfestigkeit von Miscanthus in der Etablierungsphase. - Diss. Universität Bonn. Beiträge zu Agrarwissenschaften Bd. 14. ISBN 3-89573-037-8, Verlag M. Wehle, Witterschlick/Bonn.
Abbildung Rhizombonitur nach BLIESENER, 1994
Miscantus - Bonitur