Pressebericht

4. Internationale Miscanthus-Tagung vom 7.-8.11.2006 in Trier

Die 4. Internationale Miscanthus-Tagung der Vereinigung für Miscanthus und mehrjährige Energiegräser (MEG e.V.) fand im vergangenen Jahr erstmals nicht in Bonn, sondern in Trier im prachtvollen Rokokosaal des kurfürstlichen Palais statt. Über 150 Teilnehmer waren aus den verschiedensten europäischen Ländern zu der Tagung angereist, die diesmal unter dem Motto „Miscanthus – Potentiale und Perspektiven - Regionale und überregionale Anbau- und Verwertungskonzepte“ stand.

Seit den letzten Jahren gewinnt Miscanthus immer mehr an Bedeutung, vor allem in Österreich, Schweiz, Deutschland und Polen, so dass im Frühjahr 2006 sogar kein Pflanzgut mehr zu bekommen war. Besonders die energetische Nutzung – auch durch Veränderung gesetzlicher Vorgaben – nimmt deutlich zu und viele Anbauer und Firmen haben neuerdings die lignozellulosereichen Pflanzen als Energiepflanzen entdeckt. Die Vorteile sind gerade bei Miscanthus viel versprechend, denn die Low-input Pflanze ist mehrjährig, hat hohe Erträge (16-20 t Trockenmasse pro Hektar bzw. ca. 8.000 Liter Heizöläquivalent pro Hektar), weist zur Erntezeit Ende März geringe Feuchtegehalte unter 18% auf und kann mit üblichen Maishäckslern geerntet werden. Eine Nachtrocknung oder der Einsatz von Spezialerntern wie bei Schnellumtriebsplantagen ist nicht erforderlich.

Auf der Tagung in Trier lag der Schwerpunkt auf den regionalen und überregionalen Anbau- und Verwertungskonzepten, denn es haben sich bisher viele einzelne regionale Miscanthus –Zentren bzw. Regionen entwickelt. Im ersten Teil der Tagung wurden Berichte aus verschiedenen Miscanthus-Regionen (Trier-Wittlich, Minden-Lübbecke, Münsterland) vorgestellt und interessante Weg zum Anbau und vor allem zum Absatz für Miscanthus aufgezeigt. So berichtete Herr Schulte aus dem Münsterland über die Entwicklung eines vollautomatischen Rhizomernters und verschiedener Maschinen zur Pflanzung von Miscanthus-Rhizomen. Im zweiten Teil ging es um die stoffliche Nutzung von Miscanthus und von Switchgrass. Die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Miscanthus als Mulchersatz, biogene Siliziumquelle bis hin zu diversen Bau- und Werkstoffen wurden erörtert. Zur energetischen Nutzung gab es drei Vorträge, u.a. von der Fa. Choren. Auf der Exkursion zur Ölmühle Koch in Trier-Kenn gab es neben der Ölpresse, einer Ausstellung diverser Ofenhersteller, natürlich auch die 20 Hektar Miscanthus von Herrn Koch zu sehen.
Die Firma Tinplant konnte ihre neue Sorte „Amuri“ präsentieren, die früher erntereif wird und dadurch das Erntefenster vergrößert. Auch aus Polen wurde über Züchtungsprojekte berichtet. Unter den Tagungsteilnehmern herrschte ein gewisser Optimismus, allerdings wies der Vorsitzende des MEG e.V., Priv.-Doz. Dr. Ralf Pude zum Schluss der Tagung auch noch mal auf einige Besonderheiten hin. So kann zwar zur Zeit Miscanthus relativ preisgünstig durch Rhizompflanzung etabliert werden, aber die meisten Anbauer pflanzen nur den einen ertragreichen „Miscanthus giganteus –Typ“. Dabei stehen schon viele andere Miscanthus-Herkünfte mit den unterschiedlichsten Eigenschaften in den Prüfungen, so z.B. Herkünfte mit wesentlich höherer Schüttdichte und mit hohem oder niedrigen Silizium- oder Ligningehalt. Somit ließen sich maßgeschneiderte Herkünfte für verschiedene Verwendungszwecke entwickeln. Diese Entwicklungsarbeiten weiter voranzutreiben darin sieht der MEG e.V. seine größten Aufgaben für die Zukunft. Die nächste Tagung findet 2008 in Gals in der Schweiz statt.

Priv. -Doz. Ralf Pude