Zusammenfassung der internationalen Miscanthus-Tagung

vom 23.-24. Februar 2000 in Bonn

Tagungsort: Institut für Pflanzenbau, Katzenburgweg 5, 53115 Bonn
Tagungsbüro: Tel.: 0228 / 73-2875, Fax: 0228 / 73-2043

Tagungsprogramm

Organisation der Tagung:

Dr. Ralf Pude & A. Reinders
Institut für Pflanzenbau Tel.: 0228 / 73-2879
Katzenburgweg 5 Fax: 0228 / 73-2043
D-53115 Bonn e-mail: r.pude@miscanthus.de

A) Anbau und Züchtung

Es gibt eine Vielzahl von Miscanthus-Varietäten. Die bei uns im Anbau befindlichen Herkünfte sind i.d.R. züchterisch kaum bearbeitete Pflanzen. Die Tinplant GmbH führt gezielte Kreuzungen durch. Neben der Selektion auf noch höherer Massenwüchsigkeit hängt die Selektionsrichtung (z.B. Blattbehang zur Ernte, Stengeldurchmesser, ...) auch von den unterschiedlichen Verwertungsrichtungen ab.
(Wissensstand in der Züchtung; Dr. Deuter, Klein Wanzleben)


Die Winterfestigkeit im ersten Winter nach Pflanzung hängt von der Abreife (Rückverlagerung von Reservestoffen) im Herbst ab. Wechselfröste über Winter können zusätzliche Schäden verursachen.. Hohe Pflanzdichten (4 Pfl./m²) und hohe Ansprüche an die Qualität des Pflanzgutes, insbesondere an die Triebzahl (bei mikrovermehrtem Pflanzgut) führen zu etablierungssicheren Beständen.
(Problemstellung Winterfestigkeit; Dr. Pude, Bonn)

 Die Auspflanzung von möglichst großen Rhizomstücken führte in einigen Versuchen zu guten Überwinterungsraten. Im Vergleich zu mikrovermehrten Pflanzen gleichen sich rhizomvermehrte Pflanzen im Laufe der Jahre in der Anzahl Triebe und in der Wuchshöhe an. Die Kosten für die Bestandesbegründung liegen beim Rhizomauslegen nur etwa halb so hoch wie bei der Pflanzung von mikrovermehrten Pflanzgut.
(Rhizompflanzen eine Alternative?; Dr. Münzer, Freising)

 Auf einigen Standorten wurden pathogenrelevante Fusarium-Arten gefunden, die in deutlichen Zusammenhang mit Fäulesymptomen sowie auch Nichtwiederaustrieb von Miscanthus stehen. Die Behandlung des Pflanzgutes mit Bacillus subtilis förderte die Austriebsleistung sowie die Ertragsbildung.
(Pilzparasitäre Rhizombesiedlung; Frau Dr. Goßmann, Berlin)

 Die Erntemengen mehrjähriger Bestände lassen sich durch die beiden Ertragsstruktur-Parameter Triebzahl/Fläche und Einzeltriebgewicht hervorsagen. Dabei sind die beiden Parameter auf verschiedenen Standorten unterschiedlich stark ausgeprägt. Dies hat auch Einfluß auf die spätere Verwertung.
(Ertragsaufbau und dessen Variation; Dr. Beuch, Magdeburg)

 B) Ernte und Erträge

Deutschlandweite Standorttests bestätigen die hohen Erträge von durchschnittlich 20 t TM/ha und mehr. Die jährliche Ertragsleistung von Miscanthus übersteigt diejenigen aller heimischen Arten, einschließlich der schnellwachsenden Gehölze. Dabei ist Miscanthus bisher noch eine züchterisch noch wenig bearbeitete Pflanze. Zusätzlich weist der Miscanthusanbau einige ökologische Vorteile auf.
(Zehn Jahre Anbau in Deutschland / EU; Dr. El Bassam, Dr. Greef, Braunschweig)

  Die durch seneszente Blätter und jüngste Internodien standortabhängig anfallenden Vorernteverluste können 16-34% betragen. Diese zeichnen sich durch hohe Kalium- und Stickstoffgehalte aus. Durch deren Mineralisation fallen jährlich 50-110 kg K/ha und 40-90 kg N/ha an. Der Düngebedarf von Miscanthus, insbesondere für Stickstoff, ist somit sehr gering.
(Ertragsniveau und Nährstoffentzüge; Frau Dr. Boelcke, Gülzow)

 Nach langjährigem Miscanthusanbau ist der K-Gehalt im Boden höher als in Vergleichsparzellen. Durch die Anlieferung erheblicher Blatt-, Wurzel- und Rhizommassen, sowie der fehlenden Bodenbearbeitung, kommt es auch zu einer Anreicherung organischer Substanz im Boden. Durch die zunehmende Anzahl an Regenwürmer nimmt auch das Grobporenvolumen zu. Weiterhin wird durch die org. Substanz die Wasserretention positiv beeinflußt.
(Einfluß auf Bodeneigenschaften; Frau Dr. Kahle, Rostock)

 Die Erträge in Deutschland schwanken zwischen 13 und 23 t TM/ha. Für hohe Erträge ist einerseits die Bodenqualität, insbesondere das Wasserspeichervermögen, andererseits die optimale Niederschlagsverteilung in der Vegetationsperiode ausschlaggebend.
(Deutschlandweites Ertragspotential; Frau Dr. Jakob, Dr. Gäbler, Dr. Bacher, Dr. El Bassam, Zittau / Braunschweig)

 Durch eine möglichst späte Ernte (z.B. April) kommt es einerseits vor allem durch das Abfallen der Blätter zu Ernteverlusten, andererseits verbessert sich gleichzeitig die Verbrennungsqualität erheblich durch die Verringerung der Wasser-, Asche-, N-, K- und Cl-Konzentration. Das beruht z.T. auf Auswaschung, zum Teil auf den Verlust der inhaltsstoffreichen Blätter.
(Beschaffenheit der Biomasse; Frau Dr. Lewandowski, Hohenheim)

  C) Verwertung

Die optimale und gleichmäßige Zerkleinerung von Miscanthus konnte in einem einstufigen Verfahren realisiert werden. Das Produkt Miscanthus-Öl-Ex weist eine sehr gute Saugfähigkeit auf (1kg => 2,2kg Altöl). Als Bauzuschlagsstoff wird die Dämmwirkung und die Biege- und Druckfestigkeit des Lehmes verbessert und die Rißbildung vermindert.
(Zerkleinerungstechnik zur Aufbereitung; Kursawe, Kemberg)

 Die Qualität der Zerkleinerung von Miscanthus, insbesondere die Erhaltung der Parenchymstruktur ist entscheidend für die optimale Herstellung (Dämmwert, Gewicht) von Bau-, Dämmplatten und Schüttdämmung. Mitte 2000 wird eine neu entwickelte und patentierte Entholzungsanlage für Hanf, Öllein und Miscanthus (10 t/h) in Betrieb gehen.
(Bau-, Dämmplatten und Schüttdämmung; Dr. Hesch, Lemgo)

 >Gehäckseltes Miscanthus kann im Labor weiter aufgeschlossen werden und durch ein modifiziertes Naßverfahren unter Zugabe eines kostengünstigen Polyvinylacetat-Bindemittels und weiterer Additive zur MISCANTERM-Dämmplatte verarbeitet werden. 
(Dämmplatten aus Miscanthus; Prof. Huth, Berlin)

 >Die 20 ha Miscanthus in den Niederlanden werden von der Agro-Miscanthus GmbH betreut. Zur Zeit werden mit dem Produkt „Miscanthus-EcoKap“ Dächer gedeckt (Dachschindel-/ Reetdachersatz). Weiterhin werden im Küstenbereich Matten zum Wind- und Erosionsschutz, sowie in den Poldern zur Landgewinnung erprobt.
(Dachdeckung in den Niederlanden; Drenth, Ter Apel)

 Der Waldanteil beträgt in Dänemark nur 3 %, als Energieträger wird mit etablierungssicheren und kostengünstigeren Weidenbeständen gearbeitet. Für Miscanthus wird die stoffliche Verwertung favorisiert. Neben der Dachdeckung (wie mit Reet), wird auch an der Kompostierung (Torfersatz) und in besonderem Maße an der Herstellung von Naturstoffandwichs gearbeitet. Diese Naturstoffsandwichs sollen Verwendung finden als Wand- und Bodenelemente, in LKW-Aufliegern oder aber auch als Rotorblätter in Windkraftanlagen.
(Verwertung in Dänemark; Dr. Schwarz, Tjele) 

In der Eifel wurden zwischen Wallscheid und Trier 40 ha Miscanthus angebaut. Von den nach Auswinterung übrig gebliebenen ca. 20 ha wird der gehäckselte Miscanthus mit DSD- Material (Kunststoffe aus dem „Gelben Sack“) im Verhältnis 10 zu 90% gemischt. Nach dem Erhitzen wird diese Masse bei 300 bar in Formen extrudiert, so daß Fensterrahmenprofile entstehen. Die Produktion beträgt jährlich u.a. ½ Mio. Fensterrahmen und 15.000 Haustüren.
(Fenster- und Türrahmenproduktion; Schneider und Meeth, Wallscheid)

 Das in China als Unkraut wachsende Miscanthus bietet vor allem Schutz vor Erosion. Da der Waldanteil in China nur 12 % beträgt, wird Miscanthus für die Qualitäts-Papier-Herstellung dringend benötigt. 1989 wurden 480.000 ha Miscanthus und Phragmites australis geerntet. Es standen 1,4 Mio t Erntegut für die Papierproduktion zur Verfügung.
(Anbau und Verwertung in China; Dr. Xi, Dr. El Bassam und Dr. Greef, Braunschweig)

 Durch die Flash-Pyrolyse (Mitteltemperaturprozeß bei ca. 475°C, in dem Miscanthus unter Sauerstoffausschluß sehr schnell erhitzt wird) entsteht ein zähflüssiges Öl wie Teer, welches sich nicht nur energetisch (halber Heizwert wie Heizöl), sondern auch chemisch nutzen läßt. Dieser chemischen Nutzung, z.B. als Klebstoff, als Aromastoff oder als N-Depotdünger (15-18% N) wird derzeit der Vorzug gegeben.
(Flash-Pyrolyse von Miscanthus; Dr. Meier, Hamburg)

 In Österreich wird die direkte thermische Verwertung von Miscanthus erprobt. Beim Häckseln wird das Erntegut in auf Anhänger stehende Baustahlgittergefäße geblasen. Diese Behälter werden über Winter in Scheunen gelagert, das Erntegut trocknet noch nach. Der Energieertrag beträgt 7.000 bis 10.100 Liter Heizöl EL/ha.
(Ernte-, Lagerungs- und Heiztechnik von Miscanthus in Österreich; Dipl. Ing. Mayr, Linz)

 

 >Zur Tagung ist der Tagungsband „Miscanthus - Vom Anbau bis zur Verwertung“ erschienen. Der 120 seitige Tagungsband (ISBN 3-89573-101-3) kann am Institut für Pflanzenbau, Katzenburgweg 5, D-53115 Bonn bei Herrn Dr. Pude oder per e-mail (r.pude@miscanthus.de) für 30 DM incl. Versand bestellt werden.